«Die Variante ‹Null+› bringt ähnliche Vorteile»

  07.09.2016 Aktuell, Burgdorf, Hasle bei Burgdorf, Gesellschaft, Region, Oberösch

Tragbare Verkehrslösungen
Daniel Bachofner als Mitbegründer des überparteilichen Komitees Emmental mobil weist auf die Möglichkeit von «100 cleveren Lösungen ohne Autobahnzubringer» hin und bestätigt, dass sich die AZUE-Gegner mehrheitlich in den Bereichen Umwelt, Naturschutz, Bodenerhalt usw. engagieren. «Wir sind gegenüber den Plänen einer Umfahrung kritisch eingestellt, aber dennoch an tragbaren Verkehrslösungen interessiert», betont er. Er plädiert für die Variante «Null+», die weiterverfolgt werden solle.
Ueli Studer, Gemeindepräsident Köniz und SVP-Grossrat, stellt das in zehn Jahren realisierte Modell eines umgestalteten, verkehrsberuhigten Könizzentrums inklusive Ortsdurchfahrt mit zahlreichen, früher belächelten, abgelehnten und kritisierten Verkehrsszenarien vor, die heute Modellcharakter aufweisen. Er regt an, auch die Bevölkerung der umliegenden Gemeinden in den Entwicklungsprozess der von Lyssach bis Hasle geplanten Umfahrung miteinzubeziehen und offen über alles zu informieren.


Klar für die Umfahrung
Daniel Lauterburg, CEO Busland AG, kennt die Verkehrssituation in und um Burgdorf sowie die bestehenden Probleme für die drei örtlichen und vier regionalen Verkehrslinien bestens. «Der ÖV hat sich seit 2006 bis heute sehr stark entwickelt; wir verzeichnen ein Plus von 80 Prozent mit zwei Millionen Passagieren. Die Situation auf den Strassen hinkt massiv hinterher.» Er erläutert die berechtigten Erwartungen der Kundschaft bezüglich der Dienstleistungen (pünktlich, sicher, sauber usw.), die zu erfüllen immer anspruchsvoller wird. «Unsere Parade­linie ist die Linie 465 von Hasle über Oberburg, Burgdorf nach Lyssach und teilweise nach Fraubrunnen. Doch die Herausforderungen auf dieser Strecke sind enorm: Bahnübergänge, Ampeln, Staus und anderes mehr erschweren die pünktliche Ankunft bei den Bahnhöfen, und dann sind die Züge abgefahren. Wir von Busland befürworten ausdrücklich die geplante Umfahrung. Die Variante ‹Null+› bringt zehn Jahre Bautätigkeit ohne nennenswerte Entlas­tungen, wir verlieren Kunden.»

Carsharing als Lösung
Andreas Blumenstein von der Mobility Genossenschaft erläutert die Vorteile von Carsharing, was «nachweislich das Mobilitätsverhalten der Bevölkerung verändert. Autos teilen statt besitzen lautet ein Schlagwort der Zukunft. Ein Mobilityauto ersetzt zehn PWs. Autos sind für viele kein Statussymbol mehr. Die Anzahl von Fahrausweisbesitzern zwischen 18 und 24 Jahren ist auf 57 Prozent gesunken.» Anhand von Zahlen belegt er die Einsparungen an Fahrzeugen, Parkplätzen, Kosten, CO2-Immissionen usw. und weist darauf hin, dass die neue Generation von Fahrzeugen ohne Lenker im Kommen ist. Genf habe bereits ein solches Postauto in Betrieb genommen.

Auch bei «Null+» keine Klarheit
Walter Schaufelberger, CEO B + S Ingenieure und Planer AG in Bern, geht als einziger Redner den Vorschlag «Burgdorf ohne Umfahrung» wissenschaftlich an: «Was sagen die Zahlen und was sagen sie nicht?» Mit Tabellen, vielen Zahlen und Schlussfolgerungen von Fachleuten zeigt er auf, wie sich die Verkehrsströme in nächster Zeit entwickeln werden, wo grundlegende Änderungen im Verkehrsverhalten zu erwarten sind und wie eine Region so vernünftig und kostensparend wie möglich agieren muss, um Lösungen zu finden. Es gelte, die Entwicklung von Bevölkerung, Verkehr, Arbeitsplätzen, Naherholung, Freizeitaktivitäten und anderem mehr miteinzubeziehen. «Dank Mikrosimulation versuchen wir, neue Verkehrsmodelle und -verlagerungen zu erfassen und entsprechend neue Routen zu entwickeln. Das Oberingenieurbüro Kreis IV arbeitet auf dem neuesten Stand der Technik und kann die aktuelle und bestmögliche Grundlage für die zu realisierende Lösung erarbeiten.»
Bei der Variante «Null+» ergeben die Studien, dass sich der Verkehr während der Spitzenstunden im Zentrumsbereich Burgdorf auch künftig auf heutigem hohem Niveau stabilisiert. Wenn das Zentrum Burgdorf umfahren wird, wird dieses um 25 Prozent und Oberburg sowie Hasle deutlich mehr entlastet.

Endlich Lösungen finden
In der bisweilen hitzigen Diskus­sion bemängelt eine Votantin, dass sie leider keiner Informations-, sondern einer Werbeveranstaltung beigewohnt habe. Sie wünscht sich dringend die Umfahrung und zählt als Oberburgerin die plausiblen Gründe auf. Andere stimmen zu, denn «sonst stirbt das Emmental». Weiter empfiehlt ein «Null+»-Gegner, «endlich am gleichen Strick zu ziehen und eine Lösung des Verkehrsproblems herbeizuführen». Mehrere Umfahrungsgegner mahnen, «zur landwirtschaftlichen Fläche und der Umwelt Sorge zu tragen und nicht alles dem Auto und immer neuen Strassen zu opfern. Verzicht auf Bequemlichkeit, ÖV und sinnvolle Mobilität sind gefragt.»
Gerti Binz


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