Winterstromlücke - wann droht der Blackout?

  28.06.2022 Bildung, Wirtschaft, Burgdorf, Bildung / Schule, Gesellschaft, Region, Politik

Vergangenen Mittwoch, 22. Juni 2022, durfte Urs Gnehm, CEO der Localnet AG, in der voll besetzten Aula Gsteighof das 18. Burgdorfer Energie-Symposium eröffnen. Das Thema des Abends zeigte sich brandaktuell, bleibt die Weltlage doch auch im Energiebereich weiterhin extrem angespannt. Die Energieversorger und gleichzeitig die gesamte Bevölkerung sind gefordert.

Interessante Gäste
Gerne folgte auch in diesem Jahr Sonja Hasler, Moderatorin SRF Schweizer Radio und Fernsehen, der Einladung zum Burgdorfer Energie-Symposium und führte auf der Bühne als erfrischende Gesprächsleiterin durch den Abend.  
Als Gäste fungierten Michael Bhend, (dipl. Ing. ETH, stellvertretender Geschäftsführer, Leiter Sektion Netze und Europa, Eidgenössische Elektrizitätskommission ElCom), Daniela Decurtins (Direktorin des Verbandes der Schweizerischen Gasindustrie VSG), Andreas Stettler (Stadtrat Burgdorf und Geschäftsführer Schweizerischer Wasserwirtschaftsverband SWV) und Christian Imark (Nationalrat und Präsident der SVP Kanton Solothurn sowie Präsident ASTAG Sektion Solothurn und Vizepräsident der Umwelt-, Raumplanungs- und Energiekommission UREK).

Steht die Versorgungssicherheit in der Schweiz auf der Kippe?
Durch den beschlossenen Ausstieg aus der Atomenergie, den langsamen Zubau von erneuerbaren Energien und das gescheiterte Rahmenabkommen mit der EU ist unklar, ob wir zukünftig genügend Strom haben werden. Bereits im vergangenen Herbst appellierte Bundesrat und Wirtschaftsminister Guy Parmelin in einer Ansprache an die Unternehmer, Vorkehrungen einzuplanen. «Eine Strommangellage in der Schweiz bedeutet neben einer Pandemie die grösste Gefahr für unser Land», sagte er damals.
Der Krieg durch Putin und sein Gefolge verschärft die Lage seit Februar  2022 endgültig. Dass der Strom in unserer nächsten Umgebung einfach fliesst, ist für uns normal. Diese Normalität könnte allerdings zu bröckeln beginnen, was weitreichende Auswirkungen haben könnte.
In seinem Einführungsreferat zeichnet Michael Bhend denn auch ein eher düsteres Bild. Er spricht von einer historischen Ausnahmesituation mit knapper Versorgung und zunehmend überbordenden Preisen. Für das zu erwartende Winterdefizit der Energieversorgung ist man bestrebt, in den Nachbarländern mit den Übertragungsnetzbetreibern neue Verträge auszuhandeln, um die Netzsicherheit zu stärken und eine minimale Importkapazität zu gewährleisten. Die Schweiz ist mit der eigenen Energieversorgung, mit dem Hauptanteil aus Atomkraftwerken, auf Importe angewiesen, vorwiegend aus Frankreich, Deutschland und Österreich.

Blackout ja oder nein?
Daniela Decurtins spricht die Massnahmen der wirtschaftlichen Landesversorgung an. Die aktuelle Lage sei angespannt. Aktuell sei die Produktion via Nordstream 1 nur bei 40 Prozent der Maximalleis­tung. Dazu kämen Ausfälle in den USA und Asien. Die Speicherkapazität ist vorhanden. Jedoch im Ausland, was wiederum einem Import gleichkommt. Der Zugang zu Gas wäre für die Schweiz aber momentan vorhanden.
Andreas Stettler erklärt, dass die Wasserspeicher der Schweiz bis September 2022 ziemlich voll sein werden. Scheinbar beruhigend. Doch diese Speicher sind jedes Jahr voll. Dieses Jahr ist die Situation aber eine andere. Die knappe Lage erlaube keine Reserven.
Christian Imark indes bemängelt die lasche Haltung der Energiepolitik. Die grossen Fehler wären bereits vor 15 Jahren begangen worden, als parteieigene Projekte zur breit gefächerten Energieversorgung abgewehrt wurden. Alles, was im Winter Energie liefern könnte, würde auf politischem Wege verhindert. Und das, was politisch gewollt sei, löse diese Probleme nicht.
Daniela Decurtins glaubt, dass die jetzige Erfahrung auch Lösungen für Neues biete. Der Stromfluss sei nun nicht mehr unbegrenzt und günstig verfügbar. Man werde wieder offener für andere oder weitere Technologien.
In der Diskussion war für alle klar, dass es nicht die eine Lösung geben kann. Es müsste eine Kombination verschiedener Energiequellen geben.
Längerfristige Massnahmen könnten der Zubau mit Neupartnern sein, der eigene Erhalt der Wasserkraft, die Förderung von Wasserstoff, der Ausbau des Speichervolumens der gewonnenen Energie durch Photovoltaik vom Sommer in den Winter, die saisonale Verlagerung. Um einen denkbaren Blackout abzuwenden, müsse es möglich werden, eigene Produktionen auch in den Wintermonaten voranzutreiben. Nicht in zehn Jahren, sondern jetzt.

Paul Hulliger


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