Kulturkreis 60plus - Vortrag über eine Burgdorfer Erfolgsgeschichte

  23.01.2024 Aktuell, Bildung, Wirtschaft, Gesellschaft

Der Kulturverein 60plus, der vergangenes Jahr sein 60-jähriges Bestehen feierte, lud zu einem exklusiven Vortrag von Simon Michel ein. In seiner Funktion als CEO und Verwaltungsrat der Ypsomed-Gruppe kennt er alle Facetten dieser Firma. Dass sich der Hauptsitz der Ypsomed in Burgdorf befindet, verlieh dem Thema zusätzliche Popularität, was sich in der hohen Besuchendenzahl von über 100 Personen zeigte. Ypsomed ist eine wichtige Arbeitgeberin für die hiesige Bevölkerung.

Vom Burgdorfer Knaben zum CEO einer Weltfirma
Im Saal der reformierten Kirchgemeinde an der Lyssachstrasse referierte Simon Michel am vergangenen Mittwoch zum Thema «Ypsomed – Unser Beitrag zur besseren Behandlung von chronischen Krankheiten». Nach der obligatorischen Schulzeit in Burgdorf und einem Studium an der Universität St. Gallen arbeitete der junge Simon Michel in der Telekommunikationsbranche in der Schweiz, bevor er bei Ypsomed in den Aussendienst eintrat. Er hat Einsitz in verschiedenen Verwaltungsräten und verfolgte seine militärische Ausbildung bis zum Major. Auch auf dem politischen Parkett bewegt er sich erfolgreich, zuerst als Kantonsrat und seit den letzten Wahlen als Nationalrat. Er wohnt mit seiner Frau und zwei schulpflichtigen Kindern in Solothurn. Seit dem Jahr 2006 arbeitet Simon Michel bei Ypsomed, der Firma, die sein Vater Willy Michel und dessen Bruder Peter vor 40 Jahren zusammen gegründet hatten. Sie stellten die weltweit ersten Mikro-Insulinpumpen her.

Innovationen und Technologien
Simon Michel gewährte Einblick in bahnbrechende Innovationen und Technologien, welche Ypsomed zur führenden Entwicklerin und Herstellerin von Injektions- und Infusionssystemen für die Selbstmedikation gemacht haben. Ypsomed ist eine Kunststoffspritzguss-Firma. Sie produziert Pumpen und Pens, das heisst die «Verpackungen» für viele Medikamente, die durch Betroffene selbst gespritzt werden müssen. In ihren hochautomatisierten Produktionswerken werden die Pens aus rund einem Dutzend Einzelteilen produziert und montiert. Das fertige Produkt geht zur Pharmafirma, wo es mittels einer Maschine mit der Spritze oder der Karpule verbaut, etikettiert und verpackt wird. Ypsomed investiert jährlich rund 80 Millionen Franken in Forschung und Entwicklung und rund 200 Millionen Franken in neue Fabrikationsgebäude und in die Produktionsinfrastruktur.
Dem globalen Trend, Therapien zu Hause statt im Spital durchzuführen, trägt die Firma Rechnung. Die meisten neuen Medikamente in Entwicklung sind komplexe pharmazeutische Wirkstoffe und müssen injiziert werden. Durch den Einsatz von Generika wird der weltweite Zugang zu medizinischer Versorgung erschwinglich und somit erweitert, die Nachfrage steigt. Zusätzlich ermöglicht die Digitalisierung ein innovatives Therapiemanagement, was zu besseren Therapieergebnissen führt. Alle diese Argumente erhärten die Prognose von Ypsomed, dass die Produktion von Pens und Pumpen weiter massiv gesteigert werden muss. Somit ist das Wachstum der Firma aktuell die grösste Herausforderung.

Volkskrankheit Diabetes und weitere chronische Krankheiten
Eine globale Herausforderung ist Diabetes, die Zuckerkrankheit. Die Fettleibigkeit, die weltweit zunimmt, begünstigt nicht nur Diabetes, sondern auch eine Vielzahl anderer chronischer Krankheiten. Jeder zweite erwachsene Mensch leide an mindes­tens einer chronischen Krankheit, und diese Leiden verursachen 90 Prozent aller Gesundheitskosten weltweit, so Simon Michel. Die durchschnittliche Therapietreue der Betroffenen betrage lediglich 50 Prozent. Neu entwickelte Medikamente haben das Potenzial, die «Weltgesundheit» massgeblich zu verbessern.
Ein/e Typ-1-Diabetiker/in kann mit intelligenten Insulinpumpen, welche die Glukosedaten von Sensoren zur Steuerung der Infusion verwenden, annähernd so gut leben wie eine gesunde Person. Die Insulinpumpe ist ein komplettes Therapiesystem, bei dem auch die Ärztin oder der Arzt den Therapieverlauf mitverfolgen kann.  

Vom Lehrling zur Fachkraft
Ypsomed ist eine wichtige Ausbildnerin. Die Firma beschäftigt rund 100 Lernende in 12 verschiedenen Berufen. Über 80 von ihnen arbeiten nach ihrer Lehre weiter im Betrieb. Angestellte bleiben Ypsomed durchschnittlich elf Jahre treu, was auf ein angenehmes Arbeitsklima schliessen lässt. Die Beschäftigten schätzen das Prinzip «Flexwork», einen modernen Führungsstil, der in Bezug auf Arbeitszeit, Arbeitsort und Arbeitsmodell viel Freiheit zulässt. Weltweit hat Ypsomed gegen 2500 Angestellte, rund 500 davon im Aussendienst in 20 Ländern. Jährlich schafft die Firma an die 400 neue Stellen mit dem Ziel, die Produktion innerhalb der kommenden fünf Jahre zu verdoppeln.

Sponsoring und Nachhaltigkeit
Um das Sponsoring zu strukturieren, hat Ypsomed eine Kultur-, eine Sport- und eine Nachhaltigkeitskommission gebildet, die jährlich über 400 Projekte unterstützen. Bezüglich Nachhaltigkeit hat die Firma das Ziel, die CO2-Emissionen bis 2030 um 50 Prozent zu senken und bis 2040 Netto-Null Kohlenstoffdioxid zu erreichen. Zudem laufen Bestrebungen, gebrauchte Pens zu recyclen. Mit CO2-Zertifikaten unterstützt Ypsomed Klimaschutzmassnahmen, unter anderem mit  Aufforstungsprojekten in Kenia.

Helen Käser
Der Kulturkreis 60plus organisiert im Winterhalbjahr Vorträge, im Sommerhalbjahr Reisen und jeden Montag einen Stammtisch im Hotel Berchtold. www.kulturkreisburgdorf.ch

 


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